Hast du Gewalt beobachtet?
Hast du Gewalt beobachtet?
Gewalt ist nicht immer körperlich
Gewalt beginnt oft so subtil, dass sie leicht fehlgedeutet oder verharmlost werden kann. Sie beginnt aber überall dort, wo Menschen andere abwerten, kontrollieren, missachten. In der Paarbeziehung, im privaten Umfeld, am Arbeitsplatz, im Pflegeheim, in der Öffentlichkeit.
Auch das ist Gewalt:
- Anzügliche Sprüche
- Unerwünschte Berührungen
- Ungefragtes Zuschicken pornografischer Bilder oder Filme
- Beleidigungen, Abwertungen, Demütigungen
Einzelne Vorfälle mögen nicht immer ins Gewicht fallen. Aber in ihrer Wiederholung und ihrer Summe schaffen sie eine Atmosphäre der Einschüchterung, Angst und Unsicherheit.
Gewalt in engen Beziehungen
Gewalt kann alle betreffen. Frauen sind aber häufiger von Gewalt in engen Beziehungen betroffen. Von aussen ist das oft schwer erkennbar.
Aber es gibt Warnzeichen:
- Verhalten: Die Person wirkt unsicher, eingeschüchtert, verhält sich ungewohnt
- Rückzug: Die Person meldet sich seltener und sagt Treffen kurzfristig ab
- Kontrolle: Die Person erhält auffallend viele Anrufe vom Partner oder der Partnerin, kann scheinbar keine Entscheidungen mehr ohne ihn oder sie treffen
- Abwertung: Die Person wird vor anderen kritisiert, blossgestellt, kleingemacht
Was du tun kannst
Wenn du Grenzverletzungen beobachtest
Wenn du direkt mitbekommst, wie jemand belästigt, angefeindet oder klein gemacht wird: Schau hin. Hier sind deine Zivilcourage und deine Solidarität mit den Betroffenen gefragt.
Es ist gut möglich, dass Belästigungen oder Anfeindungen dich im Moment sprachlos machen. Du kannst auch im Nachhinein reagieren und ein Zeichen gegen Gewalt setzen.
Wenn es Anzeichen für häusliche Gewalt gibt
Wenn du das Gefühl hast, dass jemand Gewalt erlebt, biete der Person ein Gespräch an. Für Betroffene ist es häufig schwer, von sich aus das Thema anzusprechen. Es ist hilfreich, wenn jemand aus ihrem Umfeld den ersten Schritt macht.
Bringe dich selbst und andere nicht in Gefahr. Stelle dich in akuten Situationen nicht der gewaltausübenden Person entgegen und versuche nicht zu vermitteln. Rufe bei Gefahr die Polizei.
Schweigen stützt Gewalt
Für Aussenstehende ist manchmal nicht klar, was in einer Situation genau vor sich geht. Aber auch bei klaren Anzeichen von Gewalt wird oft geschwiegen: Wir haben Angst, etwas Falsches zu sagen, jemandem zu nahe zu treten, uns lächerlich zu machen oder die Situation vielleicht sogar zu verschlimmern.
Sich zurückzuhalten, ist eine verständliche Reaktion. Es braucht Mut, aktiv zu werden bei einer Situation, die uns nicht direkt betrifft. Aber: Im Zweifel sollten wir immer lieber einmal zu viel nachfragen als zu wenig. Denn wer Gewalt erfährt, kann sich nicht immer allein dagegen wehren.
Wer hilft wann?
Bei akuter Gefahr oder Gewalt
Rufe die Polizei (Telefonnummer 117) oder bei einem medizinischen Notfall den Rettungsdienst (Telefonnummer 144).
Wenn du Gewalt beobachtet oder einen Verdacht hast
Bei Gewaltdelikten, häuslicher oder sexueller Gewalt unterstützt die Opferhilfe anonym und kostenlos auch Personen, die nicht direkt von Gewalt betroffen sind. Dort erhältst du Beratung und Hilfe im Umgang mit Betroffenen oder um Erfahrungen zu verarbeiten.
Wenn du unsicher bist
Beobachtest du in deinem Umfeld oder im öffentlichen Raum Situationen, die dich verunsichern oder die sich nicht gut anfühlen? Schweig nicht darüber. Biete der betroffenen Person ein Gespräch an und informiere dich über:
Beratungsstellen und Angebote
Hier kannst du deine Suche nach einem passenden Unterstützungsangebot verfeinern.




